Thüringer Gipfel

Die schönsten Wanderungen und Radtouren in Thüringen

Wanderung zu den drei Gleichen

Blitze zucken, Donner grollt. Es ist eine laue Mainacht im Jahre 1231. Die Bauern blicken ängstlich zum Himmel. Dann sehen Sie, wie gleichzeitig in drei benachbarte Burgen Blitze einschlagen. Diese stehen wie leuchtende Fackeln am Himmel. Fortan werden diese Burgen die Drei Gleichen genannt. Ob es sich nun genau so zugetragen hat, kann wohl niemand sagen. Auch das Jahr gibt Ludwig Bechstein in seinem Thüringer Sagenbuch mit 1230 an. Aber ein wahrer Kern wird wohl in dieser Geschichte enthalten sein. Sicher ist aber, dass diese c.a. 16km lange Rundwanderung zu den drei Burgen durch eine sehr schönen Landschaft mit weiten Feldern und großartigen Blicken in das Thüringer Becken führt.

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Die drei Gleichen

Anreise: Unsere Wanderung startet in der Nähe des Gasthofs Freudenthal an der Straße zwischen Mühlberg und Wandersleben. Über die A4 kommend verlässt man diese an der Anschlussstelle Mühlberg und fährt dann Richtung Wandersleben. Direkt unterhalb der Wanderslebener Gleiche, welche rechts der Straße auf dem Berg thront, gibt es mehrere Parkplätze.


Der Startpunkt unserer Wanderung liegt unterhalb der Wanderslebener Gleiche, an der Straße zwischen Mühlberg und Wandersleben unweit des Gasthofs Freudenthal. Von hier aus geht es zuerst den Nordhang des Burgberges zur Wanderslebener Gleiche hinauf. Der Nordhang ist stark bewaldet. Vorwiegend mit Eichen und Hainbuchen. Im Frühjahr lassen sich hier Frühblüher bewundern (z.B. Märzenbecher, Buschwindröschen und Hohler Lerchensporn). Später im Jahr dann auch Türkenbundlilien und Gelber Eisenhut. Bei unserem Anstieg zur Burg umrunden wir langsam den Gipfel. Je weiter wir zum Südhang kommen, um so stärker ändert sich die Vegetation. Statt dichter Wälder finden wir hier eine offenere Vegetation. Diese ermöglicht uns einen weiten Blick auf die nahegelegene Mühlburg und weiter am Horizont die Wachsenburg.
Blick nach Mühlberg
Hier, am Fuße der Wanderslebener Gleiche, wächst die Pannonische Katzenminze. Diese Pflanze ist typisch für die osteuropäischen und asiatischen Steppenlandschaften, aber nicht für Thüringen. Es wird vermutet, dass die Kreuzritter unwissentlich Samen dieser Pflanze mitgebracht haben.

Die Gleichensche Doppelehe: Auch aus der Zeit der Kreuzzüge ist die folgende Sage über die Wanderslebener Gleiche überliefert. Ernst, der Graf von Gleichen, nahm am 5. Kreuzzug von Kaiser Friedrich dem II., dem Enkel von Friedrich Barbarossa, teil. Seine Ehefrau, eine Gräfin von Orlamünde mit der er zwei Kinder hatte, ließ er auf der Burg Gleichen zurück. Wähend des Kreuzzugs fiel er in Gefangenschaft und kam in den Besitz des Sultans von Ägypten. Hier musste er 9 Jahre Sklavenarbeit verrichten, bis die Tochter des Sultans auf ihn aufmerksam wurde. Diese verhalf ihm unter der Bedingung zur Flucht, dass er Sie heiratet. Nach geglückter Heimkehr lebte er fortan mit zwei Frauen auf der Burg Gleichen.


Gemälde aus dem Zyklus zur Sage um den zweibeweibten Grafen von Gleichen im Erfurter Rathaus

Diese Sage finden Sie, neben vielen weiteren Thüringer Sagen, in Band 2 des Thüringer Sagenbuchs von Ludwig Bechstein von 1858.


Innenhof der Wanderslebener Gleiche
Unsere Wanderung geht jetzt wieder den Weg bergab. Wir folgen ihm bis zum Gasthof Freudenthal. Hinter dem Gasthof wandern wir auf dem Graf-Gleichen-Weg nach rechts in Richtung Wachsenburg (Rote Wandermarkierung). Wir unterqueren die Autobahn A4 und laufen weiter in Richtung Wachsenburg, welche in der Ferne stets gut sichtbar ist. Wir passieren ein paar Angelteiche.
Blick auf die Wachsenburg bei den Angelteichen
Kurz darauf folgen wir dem Weg an einer Einmündung nach rechts um dann links den Berg hinauf zur Wachsenburg zu wandern.
Aufstieg zur Wachsenburg
Unterwegs passieren wir den Alabastersteinbruch.

Die Wachsenburg ist die am besten erhaltene der drei Burgen. Dies liegt aber auch mit daran, dass Ende des 19.Jahrhunderts Teile der Burg neu aufgebaut wurden. Heute befindet Sie sich im Privatbesitz und wird als Hotel und Restaurant genutzt.


Nach einer kurzen Stärkung machen wir uns wieder auf den Abstieg. Kurz hinter dem Burgtor geht ein kleiner Wanderweg nach rechts ab, welchem wir folgen. Auf diesem umrunden wir die Wachsenburg und kommen so zu einem Wanderparkplatz an deren Fuß. Unterwegs haben wir oberhalb des Malerblicks einen herrlichen Panoramablick auf Holzhausen. Diese Aussicht wird auch den Maler Otto Knöpfer inspiriert haben, welcher in Holzhausen gelebt hat.
Panoramablick auf Holzhausen
Vom Wanderparkplatz aus folgen wir dem Weg in Richtung Alabasterbruch / Mühlburg zurück. Bald biegen wir aber vom bekannten Weg ab und wandern zum Gustav-Freytag-Weg (blaue Markierung). Parallel verläuft auch der Lutherweg mit dem bekannten grünen L als Markierung. Wir passieren den Rastplatz Wachsenburgblick, welcher seinem Namen alle Ehre macht. Dahinter verläuft unsere Wanderung weiter in Richtung Mühlburg. Der Weg geht ein Stück hinauf zur Schlossleite. Wir folgen dem Höhenweg duch den Wald bis zur Mühlburg.

Unterwegs passieren wir ein Hinweisschild zur ehemaligen Burganlage “Hohe Nummer”. Dieser Abstecher geht steil bergan und lohnt sich nur bei größerem archäologischen Interesse. An die Burganlage erinnert nur noch die Struktur des Geländes, von der Anlage selber ist nichts mehr erhalten geblieben.


Entlang des Weges auf der Schlossleite stehen in regelmäßigen Abständen Grenzsteine mit dem Mainzer Rad und der Jahreszahl 1777. Dies erinnert uns an den Erthal Obelisken auf dem Erfurt Domplatz aus dem gleichen Jahr. Die Grenzsteine und der Obelisk wurden aus dem gleichen Anlasse heraus, dem Besuch des Mainzer Kurfürsten und Landesherrn Karl-Friedrich Joseph von Erthal errichtet. Sowohl die Stadt Erfurt als auch die Wanderslebener Gleiche und Mühlberg gehörten in dieser Zeit zum Bistum Mainz.
Steinkreuz von 1777
Kurz bevor wir die Mühlburg erreichen, passieren wir die Grundmauern der Radegundekapelle.

Die später heilig gesprochene Radegunde war die letzte Prinzessin des Thüringer Königreiches. Dieses zerfiel nach der Schlacht an der Unstrut im Jahre 531. Radegunde musste dem Frankenkönig Chlotar I. folgen, welcher sie 540 gegen ihren Willen heiratete. 558 gründete Radegunde die Abtei vom Heiligen Kreuz in Poitiers. Am 13. August 587 starb Radegunde und wurde in Poitiers beigesetzt. Vom Untergang des Thüringer Reiches berichtet das Klagelied der Radegunde von Venantius Fortunatus:


“O du trauriges Los des Krieges, du neidisches Schicksal,
In wie plötzlichem Sturz sinken doch Reiche dahin
Lange gesicherte Stätten des Glücks, hochragende Giebel
Liegen, vom Sieger verbrannt, kläglich in Trümmern und Schutt.”


Mühlburg
Vom Bergfried der Mühlburg haben wir noch mal eine sehr schöne Aussicht. Wir können unsere gesamte Wanderung nachvollziehen, angefangen bei der nahegelegenen Wanderslebener Gleiche und dem Röhnberg dahinter. In die andere Richtung blicken wir über den markanten Höhenzug der Schlossleite auf die Wachsenburg.
Von der Mühlburg folgen wir dem Weg bergab in den Ort Mühlberg. Hier lohnt sich ein Besuch der St. Lukaskirche, welche im barocken Glanz erstrahlt.
St. Lukaskirche in Mühlberg
Von der Kirche aus gehen wir in Richtung Markt und folgen den Hinweisschildern zur “Öl- und Graupenmühle”, einem schönen Fachwerkbau.
Öl- und Graupenmühle in Mühlberg
Von hier aus folgen wir dem Radweg in Richtung Freudenthal zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück.